Ein pädagogischer Einblick in Sprache, Musik und Bewegung

Mit einer Aktionswoche haben unsere Kindertagesstätten der Öffentlichkeit gezeigt wie wichtig Sprache für die frühkindliche Bildung und die spätere Entwicklung ist. Den Abschluss dieser Woche zur Rettung der Sprach-Kitas, welchen das Aus droht, machte am Freitag, 21.Oktober unsere Kinderkrippe "Starennest" in Starnberg. Gemeinsam mit der FortSchritt Musikpädagogin, Marina Varouta, durften die Kinder Sprache in der Musik und Bewegung erleben.

Die pädagogischen Hintergründe hat das Team hier zusammengefasst:

Unsere Aktion

Wo? FortSchritt Kinderkrippe "Starennest", Oßwaldstr. 1b, 82319 Starnberg

Was? Sprachförderung durch Musik, Bewegung und dem Spiel mit Naturmaterialien

Wer? Regina Lang (Einrichtungsleiterin), Marina Varouta (Musikpädagogin) und die Kinder Wann? Am Freitag, 21.10.2022 von 9.30-11.30

Sprache, Musik und Bewegung

Gezielt eingesetzte Bewegung und Musik unterstützen das Verständnis und die Verinnerlichung der sprachlichen Inhalte. Ein ausgesprochenes Wort bedeutet für ein Kleinkind erstmal gar nichts. Wenn ein Wort motorisch-rhythmisch-musikalisch erlebt wird, kann das Kind es begreifen und es in seinem Gehirn abspeichern. Ein multisensorisches Erleben spielt bei der Sprachentwicklung eine große Rolle.

Mit vereinten Kräften

Bei FortSchritt pflegen Einrichtungsleitungen, Sprachfachkräfte, Musikfachkräfte, Heilpädagog*innen bzw. Konduktor*innen, Erziehe*rinnen und Kinderpfleger*innen einen offenen Dialog, so dass sich ihre Tätigkeitsbereiche gegenseitig ergänzen und unterstützen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht den Kindern, Neuerlerntes zu vernetzen und zu behalten. Je dichter das Erinnerungsnetz, je vielfältiger die Erfahrungen in einem Bereich, desto stärker die Erinnerung. Und je mehr man weiß, an umso mehr kann man sich erinnern: die Kinder können mit zunehmendem Alter immer mehr wahrnehmen und sich eineignen.

Unser derzeitiges Projekt verbindet Sprache, Musik und Naturwissenschaft

Im Herbst 2021 haben wir das Thema Kastanie angetastet. Wir haben viele kleinmotorische Übungen mit echten Kastanien gemacht und Klänge erforscht. In diesem Herbst dürfen die gleichen Kinder, inzwischen älter geworden, aber auch die "Neuen", mehr über die Kastanie erfahren. Die Musikpädagogin arbeitet mit Bewegungsspielen und Kastanienliedern; die Sprachfachkraft mit Gedichten, Versen und Gesprächen über die Kastanie; die Erzieher*innen mit Bastelangeboten, mit Kastanien sammeln, zählen, spüren, riechen und darüber philosophieren. Die Kinderaugen leuchten jetzt, wenn sie Kastanien sehen, weil sie Expertenwissen über diesen Bereich verfügen. Und dies im Alter von zwei oder drei Jahren. Es geht nicht mehr nur um Kastanien und um Sprache - es geht um Förderung der Neugier, des Gedächtnisses, des Selbstwertgefühls, um die Kompetenz, erworbenes Wissen im Alltag anzuwenden, aber auch um Verantwortung für Umwelt und Natur. Die genannten sind Basiskompetenzen des Kindes nach dem Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zur Einschulung (BayBEP).

Sprachfachkräfte sind nötig

Der BayBEP definiert als Basiskompetenzen des Kindes "grundlegende Fertigkeiten und Persönlichkeitscharakteristika [...], die das Kind befähigen, mit anderen Kindern und Erwachsenen zu interagieren und sich mit den Gegebenheiten in seiner dinglichen Umwelt auseinander zu setzen" (BayBEP 2019, S. 43). Nun die Mehrheit der Kompetenzen, die in einer Kita gefördert werden soll, steht in engem Zusammenhang mit der Sprache. Ob Kommunikationsfähigkeit, Konfliktmanagement, Fähigkeit zur demokratischen Teilhabe, differenzierte Wahrnehmung, Entwicklung von Werten, oder lernmethodische Kompetenzen, ist ein gewisses Sprachniveau vom Kind vorausgesetzt. Dieses gewisse Sprachniveau ist nicht immer vorhanden und die weiteren Kompetenzen können deshalb nur bedingt gefördert werden.

Die Kita-Kräfte von FortSchritt liegen großen Wert darauf, dass die Sprache bewusst in möglichst vielen Alltagssituationen der Kinder gefördert wird und dass entsprechende pädagogische Angebote regelmäßig stattfinden. Jedoch gibt es Faktoren, die ihre Arbeit erschweren und die Anwesenheit einer zusätzlichen Sprachfachkraft notwendig machen. Ein bekanntes Problem ist der Personalmangel: Wie können die Kita-Kräfte im Kita-Alltag die Sprachförderung integrieren, auch wenn es hektisch ist? Außerdem, in Zeiten der Einwanderung und der Globalisierung, findet sich in den deutschen Kitas ein großer Einteil von Kindern mit Migrationshintergrund oder mit gemischter Abstammung und mehrfachen Muttersprachen. Diese Kinder wachsen mehrsprachig auf, hören oft zu Hause nur die Muttersprache(n) und benötigen deshalb besondere Aufmerksamkeit und Förderung in ihrer deutschen Sprachentwicklung. Auch für Kinder aus Familien in schwieriger sozialer Lage kommt oft die Sprachförderung zu Hause zu kurz - in manchen Fällen wegen Vernachlässigung in anderen wegen fehlender Sprachkompetenzen der Eltern. Gerade in den FortSchritt Kindertagesstätten werden bezüglich der Herkunft, des sozialen Umfelds und der gesundheitlichen Situation sehr gemischte Gruppen aufgenommen.

Eine enge und langjährige Zusammenarbeit zwischen Sprachfachkräften und den Kita- Kräften, mit gegenseitiger Beratung und gemeinsamen Projekten bereichert beide und kommt den Kindern zugute.

Marina Varouta, Regina Lang
FortSchritt Kinderkrippe Starennest