Keine Experimente mit der Kita-Qualität und unseren Kindern

Bei der Auftaktveranstaltung zum bayerischen Kita-Bündnis am Freitag, 9. Dezember 2022 kamen als erstes die Kinder unseres FortSchritt Kinderhauses in Eching zu Wort. Was passiert, wenn nicht genügend pädagogisches Personal zur Verfügung steht und die Kinder immer mehr werden in einem Gruppenraum? In einem kurzen Film beantworteten sie erschreckend ehrlich, wie sie sich fühlen, wenn alle Kinder im Gruppenraum sind. Dann ist es „zu laut für meine Ohren“, „es ist zu voll und zu eng“ oder „Benjamin und ich können dann nicht in Ruhe bauen“, sagen die Kinder.

„So können wir nicht weitermachen“, betonte die Landtagsabgeordnete Doris Rauscher. Auf Initiative der FortSchritt-Konduktives Förderzentrum gGmbH und von drei weiteren bayerischen Kita-Trägern hatte die Politikerin 120 Fachkräfte der frühkindlichen Bildung in den Landtag eingeladen. Die sogenannte Experimentierklausel, die bisher erfolglos dem eklatanten Fachkräftemangel entgegenwirken soll und das Aus der Sprach-Kitas auf Bundesebene bereiten den Bildungsexperten große Sorge. Mit dem neuen Kita-Bündnis wollen sie die Qualität der bayerischen Kitas retten, für die Zukunft unserer Kinder und ihren wichtigen Bildungsauftrag kämpfen. In einer brennenden Rede machte Jonas Kelleter, Student an der Fachakademie in Mering deutlich wie frustrierend der Kita-Alltag nach fünf Jahren pädagogischer Ausbildung ist. Die Rahmenbedingungen der Kitas ließen es nicht zu, die vielen und tollen pädagogischen Ansätze, die er in seiner Ausbildung gelernt hat, anzuwenden.

Mit dem Kita-Bündnis haben Fachkräfte und Studierende nun das Heft in die Hand genommen. In mehreren Workshops waren sie sich bei der Auftaktveranstaltung einig, dass Experimente in den Physikunterricht der Schulen gehören. Die Kita-Qualität jedoch kein Feld für Experimente biete. Die Workshop-Frage, ob Qualität statt Quantität oder beides in den Kitas gefordert sei, fiel zugunsten der Qualität aus. Und für diese qualitativ hochwertige Kita der Zukunft arbeiteten die Pädagog*innen einen Kriterienkatalog aus. Dieser Katalog beinhaltet viele Punkte darunter beispielsweise: Multiprofessionelle Teams, weniger Kinder pro Fachkraft und damit verbunden einen überarbeiteten Anstellungsschlüssel für die Kitas. In diesen dürften Langzeitkranke und Fachkräfte in Elternzeit nicht weiterhin einbezogen werden. Die Vor- und Nachbereitungszeiten der pädagogischen Arbeit müssen anders gewertet werden. Die Ausbildung müsse attraktiver werden indem sie als Studium anerkannt oder vergütet werde. Auch eine
Art „Meister-Bafög“ stand im Raum. Eine verkürzte Schmalspur Ausbildung auf der Überholspur betrachten die Fachkräfte als Rückschritt. Wichtiger sei es die frühkindliche Bildung und die verbundenen Berufe auf der politischen Agenda viel höher zu gewichten und damit den Stellenwert in der Gesellschaft anzuheben. Auch eine qualitativ hochwertige Ausbildung in Teilzeit sei denkbar. Ein Vorschlag lautete, die Wirtschaft mit ins Boot zu holen. Schließlich fange Bildung in der Kita an und nicht erst in der ersten Klasse. Dem Fachkräftemangel könne man mit einer erleichterten Anerkennung ausländischer Fachkräfte entgegenwirken. Durch angemessene Öffnungszeiten werde unter anderem deutlich, dass eine Kita familienergänzend arbeitet. Ein niedriger Verwaltungsaufwand aber auch Digitalisierung könnten beim Thema Fachkräftemangel hilfreich sein. Das bisher sehr erfolgreiche Bundesprogramm der Sprach-Kitas muss auf Landesebene weitergeführt werden. Auch Kinder in Bayern brauchen ein Recht auf sprachliche Bildung.

Diese Kriterien für qualitativ hochwertige bayerische Kitas sollen nun in allen Landtagsparteien diskutiert werden und als Grundlage für politische Entscheidung dienen. „Ich tue mein Bestes, um das Thema immer wieder zu platzieren“, versprach Rauscher.