Ein besonderes Konzert für eine großzügige Spende

Mit Musik, einem Herbstlied und selbstgebastelten Papier-Herzen empfingen die Kinder der FortSchritt Konduktiv Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) Rosenheim Vertreter der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling. Mit diesem Empfang dankten die Kinder von Herzen für die großzügige Spende in Höhe von 9.500 Euro. Das Geld war dringend benötigt worden, um die kaputte Wintergarten-Dachbeschattung im großen Gruppenraum der Tagesstätte zu erneuern. Oberbürgermeister Andreas März (Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse), Landrat Otto Lederer (Stellv. Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse) und Harald Kraus (Vorstandsmitglied der Sparkasse) waren von der neuen Markise ganz angetan und genossen sichtlich die musikalische Darbietung durch die Kinder.

„Da der Gruppenraum komplett mit einem Glasdach überdacht ist, haben wir den Vorteil, dass der Raum auch in den dunkleren Jahreszeiten mit viel natürlichem Licht ausgestattet ist. Bei sommerlichen Temperaturen allerdings heizt er sich schnell auf. Zudem ist das grelle Licht für unsere Kinder sehr belastend, da einige von ihnen eine Sehbehinderung haben. Die Klimaanlage nutzen wir nur an extrem heißen Tagen, um unsere Kinder mit Atemwegsbeschwerden nicht zu sehr zu belasten“, erläuterte Einrichtungsleiterin Andrea Papné die Situation. Deshalb gibt es eine Markise, um an heißen Tagen für Schatten und Kühle zu sorgen. Leider ging diese nach etlichen Jahren und Reparaturen endgültig kaputt und es musste schnell Ersatz gefunden werden. „Wir freuen uns riesig über die wirklich großzügige und unkomplizierte Hilfe durch die Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling“, äußerte sich Papné begeistert.

Bei einer Hausführung und anschließenden Gesprächsrunde erläuterte Tatijana von Quadt, Geschäftsführerin von FortSchritt die in der HPT angewendete Konduktive Förderung nach Dr. András Petö (siehe Infokasten unten) und deren Vorteile. „Die Konduktive Förderung und Pädagogik sieht immer die Fähigkeiten der Kinder und Erwachsenen mit Behinderung und nicht die fehlende Anlage. Das ganzheitliche Prinzip Petös, insbesondere mit den Stärken zu arbeiten und die Schwächen zu akzeptieren, wirkt sich auch äußerst positiv auf Kinder ohne Behinderung aus. Wir haben bereits tolle pädagogische Erfahrungen in unseren inklusiven Tagesstätten gemacht, in welchen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam die Konduktive Förderung genießen dürfen“. Von Quadt möchte daher konsequent den Einsatz der Konduktiven Förderung in allen sogenannten Regeleinrichtungen ausbauen. „Die Konduktive Förderung ist das perfekte Hilfsmittel für gelingende Inklusion. Und FortSchritt steht für Inklusion“, betonte von Quadt.

 „Sehr gerne würden wir unsere HPT am Standort Rosenheim auch für Kinder ohne Behinderung öffnen. Umgekehrte Inklusion nennen wir das. Wenn Kinder von Anfang an zusammen aufwachsen und lernen, gibt es keine Barrieren in den Köpfen. Die haben nur wir Erwachsenen“, begeisterte von Quadt mit ihren Ausführungen. Gespannt lauschten Oberbürgermeister, Landrat und Sparkassen-Vorstand, und tauschten sich intensiv mit Tatijana von Quadt zu Fragen der Inklusion, der HPT-Erweiterung und einem möglichen Wachsen von FortSchritt auf Rosenheims Fluren aus. Zum Abschluss nahm Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März eine selbst auferlegte Hausaufgabe mit: „Ich werde prüfen, ob und wie sich da was machen lässt“.

Infokasten:

Der ungarische Arzt Dr. András Petö (1893 – 1967) entwickelte in den 1940er und 1950er Jahren in Budapest das ganzheitliche Konzept der Konduktiven Förderung für motorisch beeinträchtigte Menschen. Der ganzheitliche Ansatz der Konduktiven Förderung geht auf die Annahme Petös zurück, dass die Plastizität des Gehirns eine Hirnschädigung kompensieren kann, obwohl die Ursache der „Störung" nicht korrigiert werden kann. Das heißt, die Konduktive Förderung bietet zwar keine Heilung, dennoch können mit ihrer Hilfe Bewegungsmuster und Verhaltensmuster erlernt und die fehlenden teilweise ersetzt werden. Die Konduktive Förderung und Pädagogik sieht somit nicht die Defizite des Kindes oder Erwachsenen mit Behinderung, sondern seine Fähigkeiten.

Der Begriff ,,konduktiv", vom lateinischen „conducere" abgeleitet, bedeutet ,,zusammenführend". Die Konduktive Förderung vereint Erkenntnisse aus der Pädagogik und therapeutischen Disziplinen wie Logopädie, Physio- und Ergotherapie. Das Prinzip Petös, „mit den Stärken arbeiten und die Schwächen akzeptieren" wird auch bei Erwachsenen – unter anderem bei Spastik, Ataxie, Athetose, Schlaganfall, Multipler Sklerose, Schädel-Hirn-Trauma, Parkinson – erfolgreich angewendet.