Starnberger Landrat unterstützt Sprach-Kita-Rettung

Eine Gruppe aus kleinen Forschern zog heute in den Wald bei Söcking. „Hier verlief einst die Römerstraße“, erklärte Starnbergs Landrat Stefan Frey den Erzieherinnen und Sprach-Fachkräften auf dem Weg. Der Politiker hatte sich mehr als eine Stunde Zeit genommen, um mit den Kindern des Kinderhauses „Kind und Natur“ aus Söcking eine „Sprach-Kita“ kennenzulernen. „Schau mal was ich gefunden habe,“ hält Luise ihrer Erzieherin ein paar stachelige, herbstliche Waldfrüchte auf ihrer kleinen Hand entgegen. Bewundernd betrachtet die Fachkraft den Schatz und fragt Luise: „Welche Farbe haben sie denn und wie fühlen sie sich an?“ „Die sind stachelig und braun“, antwortet Luise. Und schon kommen die beiden beim Betrachten der herbstlichen Waldfrucht in einen Dialog.
Diese Kita-Alltagssituation ist ein wunderbares Beispiel dafür wie „Sprach-Kitas“ funktionieren. Ausgebildete Sprach-Fachkräfte schulen und sensibilisieren das Kita-Personal zu den Themen: alltagsintegrierte Sprachbildung, Zusammenarbeit mit Familien und Inklusive Pädagogik. So wird aus einem Fund im Wald ein Gespräch, die Kinder lernen neue Worte, fühlen die Stacheln auf der Hand und lernen damit Gefühltes in Worte zu fassen. Gerade in der frühkindlichen Bildung sind Sprache und Kommunikation enorm wichtig. „Jedes vierte Kind hat einen sprachlichen Förderbedarf ­­– ganz egal, ob mit oder ohne Migrationshintergrund“, erklärt FortSchritt Sprach-Fachkraft Bianca Hofmann. Deshalb hat das Bundesfamilien-Ministerium vor elf Jahren das Förderprogramm „Sprach-Kitas – weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ ins Leben gerufen. Mit diesem Programm werden die geschulten Fachkräfte finanziert. Sie unterstützen das Kita-Team zusätzlich.

Jetzt droht diesem Programm das abrupte Aus. Die Regierung hat im Sommer bekannt gegeben, das Programm zum Ende dieses Jahr zu beenden –  aus Kostengründen. Dabei wäre es jetzt notwendiger denn je. Zwei Gründe sind allein der Zustrom an Kindern aus der Ukraine und die Entwicklungsverzögerungen bei zahlreichen Kindern als Folge der Pandemie. Nahezu 278.000 Unterzeichner haben daher eine Petition unterschrieben, die gestern, am 18. Oktober 2022 vor dem Petitionsausschuss des Bundes besprochen, jedoch noch nicht abschließend geklärt wurde. Bundesweit haben sich Kita-Teams, Eltern, Pädagogen und Sprach-Fachkräfte zusammengeschlossen, um für den Erhalt der Sprach-Kitas zu kämpfen. Als Kita-Träger mit mehreren Sprach-Kitas haben wir eine ganze Aktionswoche für den Erhalt ins Leben gerufen. Mit Einladungen an Presse und Politiker*innen sowie öffentlichen Aufklärungsaktion wie gestern in Weilheim (siehe Instagram und Facebook) wollen wir auf die enorm wichtige Aufgabe der frühkindlichen Bildung von Sprache und Kommunikation hinweisen. Er könne die Priorität der frühkindlichen Sprachbildung nur unterstützen, betonte Landrat Frey im Wald mit den Sprach-Kita-Forschern und versprach sich ebenfalls für den Erhalt einzusetzen. Auch in Weilheim informierten sich gestern viele Bürger, Politiker und die Presse an dem Informationsstand, den unser Kinderhaus „Am Sonnenfeld“ gemeinsam mit anderen Kita-Trägern auf dem Marienplatz aufgebaut hatte. Kinder malten vor Ort einen Rettungsschirm mit Kreide auf den Platz, es gab Karten zum Ausmalen und zum Wünsche hinterlassen.  In unserer Kinderkrippe „Eulennest“ in Martinsried durfte die Presse am Montag einen Blick hinter Kulissen einer Sprach-Kita werfen. Am morgigen Donnerstag und am Freitag erlauben unsere Kitas in Eching und Starnberg einen Sprach-Kita-Einblick. Dann hoffen wir gemeinsam mit knapp 6.900 Sprach-Kitas bundesweit, dass die sprachliche Bildung unserer Kinder gerettet wird.