„Maximaler Erfolg“ im Bayerischen Landtag

Dr. Ulrich von Z. und Kathrin H. freuen sich über den Erfolg ihrer Petition im Sozialausschuss des Bayerischen Landtags.

Ein großer und aufregender Tag begann für Kathrin H. jüngst im Sozialausschuss des Bayerischen Landtags. Ihre Petition für mehr Tagesstätten und Wohnplätze für junge Erwachsene mit Behinderung stand an erster Stelle der Agenda des Ausschusses. Kathrin H. und ihr Mann sind Eltern eines 15-jährigen Sohnes mit Mehrfachbehinderung. Als Kindergartenkind förderte ihn FortSchritt in der Konduktiv Heilpädagogische Tagesstätte in Niederpöcking. Derzeit besucht ihr Sohn eine Schule mit angegliedertem Wohnheim, doch was folgt, wenn er die Schule beendet hat? Schon mehr als zwei Jahre vorher hat Kathrin über 20 Wohngruppen und Förderstätten angeschrieben und sich vorgestellt. Die Chancen einen Platz zu finden, gehen gegen Null. Für junge Erwachsene mit Mehrfachbehinderungen ist es besonders schwer. Das versteht Kathrin nach 15 Jahren Pflege nur zu gut. Niemand kann besser nachvollziehen als betroffene Eltern wie hoch der Pflegeaufwand ist. Aus diesem Grund hat sie nun gemeinsam mit anderen Eltern eine Petition gestartet, die bisher 10.300 Menschen unterschrieben haben. Es geht nicht nur um ihren Sohn. „Ich will etwas für ganz Deutschland erreichen“, sagt sie vor dem bayerischen Sozialausschuss. „Wir zählen nicht zu den frustrierten pflegenden Eltern, die hier sind und ihr Mitleid brauchen. Wir sind dem Bezirk Oberbayern unendlich dankbar und haben nur positive Erfahrungen gemacht. Deshalb möchte ich meine Petition positiv sehen und auch positiv in die Zukunft schauen“, betonte sie. „Wir haben phantastische Unterstützung aber die wird in drei Jahren enden. Dann werden wir einen Menschen zu Hause haben, den mein Mann und ich alleine nicht pflegen können. Dann steht unser Leben still. Wir fallen in eine Versorgungslücke“, beschrieb Kathrin sehr eindrucksvoll.

Die bayerischen Ausschuss-Mitglieder hat sie nach kurzer Zeit auf ihrer Seite. Der stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses, Thomas Huber (CSU) sieht das Thema sogar auf bundespolitischer Ebene. Er sei zwar nicht grundsätzlich ein Freund von Rechtsansprüchen, betont Huber aber in diesem Fall will er eine Empfehlung an die Bundesregierung aussprechen. Gemeinsam mit der Ausschussvorsitzenden Doris Rauscher (SPD) ist er sich einig, dass es einen bundesweiten Rechtsanspruch geben muss, dass Menschen mit Mehrfachbehinderung auch nach dem 18. Geburtstag eine Betreuung und Förderung außerhalb des Elternhauses bekommen. Die Rechtsansprüche in der Krippenbetreuung oder bezüglich der kommenden Ganztagesbetreuung von Grundschülern hätten zwar Probleme wie den Fachkräftemangel nicht aus der Welt geschafft aber doch Bewegung in die Sache gebracht, betonte die Sozial-Politikerin, Doris Rauscher. Der gesamte bayerische Sozialausschuss unterstrich den dringenden Handlungsbedarf und das wichtige öffentliche Interesse. Das Votum für mehr Förderstätten und Wohngruppen für Menschen mit Behinderung ab dem 18. Lebensjahr verbunden mit einem erhöhten Betreuungsschlüssel und einer Empfehlung an die Bundesregierung war einstimmig. „Wir haben das Maximum erreicht“, freut sich Kathrin im Anschluss an den Termin im bayerischen Landtag. Sie und Dr. Ulrich von Z. freuen sich über alle, die wie FortSchritt Bayern ihren Verein www.zukunftwohnen.info und die Petition unterstützen wollen. Mehr Infos zeigen der Film und Beitrag des Bayerischen Rundfunk BR Beitrag - An der Belastungsgrenze & Beitrag.