Sprache und Bildungsgerechtigkeit

Anlässlich des Internationalen Tages der Bildung hat FortSchritt am Dienstag, 24. Januar zu einem Markt der Möglichkeiten mit Podiumsdiskussion in das Beccult nach Pöcking eingeladen. Politikerinnen und Politiker unterschiedlicher Parteien sowie Bildungsexpert*innen waren der Einladung gefolgt und diskutierten informativ und zukunftsweisend über das Thema „Sprache und Bildungsgerechtigkeit“. Vielfältig präsentierten FortSchritt Kinder- und Heilpädagogische Tagesstätten ihre hochwertigen pädagogischen Angebote an zahlreichen Ständen auf dem "Markt der Möglichkeiten". Die frühkindlichen Bildungsangebote reichten von Spaziergängen durch den kleinen Tisch-Wald, über die ruhige Anwesenheit eines Kita-Besuchshundes bis zum Fühl-, Hör- und Riechparcours und der sprachlichen Bildung in Sprach-Kitas*.
Der Erhalt der Sprach-Kitas in Bayern war auch ein Thema auf dem Podium. Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte erst einen Tag vor der Veranstaltung öffentlich bekannt gegeben, die Sprach-Kitas 2023 und 2024 weiterzuführen und dafür 25 Millionen Euro bereitzustellen. Das Bundesprogramm der Sprach-Kitas soll nach elf Jahren Unterstützung durch den Bund bis Mitte des Jahres an die Bundesländer übergehen werden. Dieser Übergang des Modellprogramms von der Bundes- auf die Landesebene sei auch eine Anordnung des Bundesrechnungshofes, erklärte die Starnberger Kreis- und Bezirksrätin Martina Neubauer (Grüne). „Zukünftig bekommt der Freistaat Bayern aus dem Gute-Kita-Gesetz 315 Millionen pro Jahr“, damit seien genügend Mittel da um solche Projekte zu finanzieren. Außerdem liege die Bildungshoheit im föderalistischen Deutschland bei den Bundesländern, ergänzte Doris Rauscher, Erzieherin und Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales und Familie im Bayerischen Landtag. Dass der Freistaat zugesichert habe, die Sprach-Kitas auch über 2024 hinaus finanziell zu unterstützen, sei auf jeden Fall eine gute Nachricht war sich das Podium einig. Rauscher versprach ein Auge darauf zu haben, dass die Gelder auch an die rund Sprach-Fachkräfte und die rund 700 Sprach-Kitas in Bayern fließen. Sie wünsche sich aber auch, dass noch viel mehr bayerische Kitas in den Genuss kommen, eine Sprach-Kita zu sein. Das konnte FortSchritt Kita-Leiterin Tina Ruhe aus Weilheim nur bestätigen. Ihre zusätzliche Sprach-Fachkraft „ist Gold wert“. Sie habe viel Wissen mitgebracht, sei Multiplikator und konnte sehr viel zum Schutzkonzept der Kita beitragen. Schließlich besitze Sprache eine sehr große Macht, sowohl zu loben als auch zu verletzen.
Eine gute sprachliche Bildung ist ein Kriterium für Qualität in der Kita. Ausschlaggebend sei aber auch die personelle Ausstattung. Dass diese in Zeiten des Fachkräftemangels gewährleistet werden kann, müsse die schulische Erzieherausbildung in ein Duales System überführt werden, schlug Neubauer vor. Auch Quereinsteiger müssten einen leichteren Zugang in den Bereich der frühkindlichen Bildung bekommen. Und noch wichtiger, alle, die derzeit in der frühkindlichen Bildung arbeiten, sollten unbedingt in diesem Beruf gehalten werden. „Deshalb muss dringend an den Arbeitsrahmenbedingungen gearbeitet werden“, meint Rauscher.
Großes Lob und hohe Anerkennung sprach Dr. Ute Eiling-Hütig, Landtagsabgeordnete aus Feldafing allen frühkindlichen Pädagog*innen aus. Sie leisteten qualitativ hochwertige Arbeit, die trotz aller Schwierigkeiten nicht schlecht geredet werden dürfe. Bezüglich des Fachkräftemangels schlug sie einzelne, schnell umsetzbare Maßnahmen vor. Beispielsweise könnte der Bürokratieaufwand reduziert werden oder es müssten Zeiten für diese Dinge ermöglicht werden. Zusätzlich könnten Hilfskräfte eingesetzt werden. Tina Ruhe schlug ergänzend dazu vor, ein soziales Jahr oder einen freiwilligen Dienst wieder verpflichtend ein zu führen. Sie mache immer wieder die Erfahrung, dass sich kaum junge Menschen für die Arbeit in der Kita interessieren, da der Beruf in der Gesellschaft immer mehr an Attraktivität verloren habe. Zur Erleichterung der Arbeitsbedingungen schlug Sprach-Fachkraft und Kita-Leiterin Christine Konoday den Politikerinnen die Finanzierung von hauswirtschaftlichen Kräften in Kitas vor oder von Verwaltungsfachkräften. Tatijana von Quadt wünschte sich auch eine Refinanzierung für Kita-Träger, die Fachpersonal ausbilden und weiterbilden. Es sei extrem wichtig in die Ausbildung zu investieren und die vielen beruflichen aber auch finanziellen Möglichkeiten, die es in der frühkindlichen Bildung gebe besser nach außen zu tragen. An dieser Stelle könne die Politik parteiübergreifend an einem Strang ziehen und den Wert der so wichtigen Berufe auf eine gesellschaftlich höhere Stufe stellen. Das wäre für alle ein gemeinsamer Erfolg.
Die ersten gemeinsamen Schritte mit Lösungen dem Fachkräfte Mangel entgegen zu wirken, die Qualität der Kitas zu sichern und Bildungsgerechtigkeit weiter auszubauen, sind alle Beteiligten am Markt der Möglichkeiten gegangen. Herzlichen Dank für diese großartige Unterstützung. Wir freuen uns sehr, wenn wir gemeinsam weitergehen – gemeinsam FORTSCHRITTE machen.

*Sprach-Kitas werden von zusätzlichem Fachpersonal, sogenannten Sprach-Fachkräften unterstützt. Diese beraten die Kinderpfleger*innen und Erzieher*innen bei der sprachlichen Förderung der Kita-Kinder. Sie arbeiten mit den Teams individuelle Sprachprogramme aus, die auch an die Eltern weitergeben werden, so dass in Zusammenarbeit mit Kita- und Sprachfachkraft eine optimale frühkindliche Sprachbildung stattfinden kann.